#AlltagsPott: "Mediale Aushandlung von Regionalität"
Online unter: http://alltagspott.blog
Leitung: Victoria Huszka
Lehrforschungsprojekt 2018/19
"Kulturanthropologische Zugänge zu medialen Repräsentationen von Region - ein Lehrforschungsprojekt"Eine
Vielfalt an Verbindungslinien zwischen Hashtags, Instagrambildern und
Imaginationen von Region haben wir im Rahmen unseres
Lehrforschungsprojektes 18/19 in den Fokus genommen. Erkenntnisleitend
war hierbei immer der Blick auf „kleine“ und zunächst unscheinbare
Praktiken im alltäglichen Umgang mit Bildern, um von diesen
Beobachtungen ausgehend größere Zusammenhänge zu verstehen, die eine
spezifische Lesart der Region nahelegen. Was Pott-Korn, Lichtkunst und
Trinkhallen mit der Ästhetisierung von Arbeit und regionalen
Figurierungen des „Pottoriginals“ zu tun haben, ist in 17 Beiträgen auf http://alltagspott.blog nachzulesen.
Das Ruhrgebiet als ehemalige Industrieregion ist seit der Krise der
Steinkohle- und Stahlproduktion in den 1960er und 1970er Jahren in
einer anhaltenden Phase des wirtschaftlichen und soziokulturellen
Umbruchs, der mit dem Terminus Strukturwandel nur schwer zu fassen ist.
Die Region ist nach wie vor Schauplatz umfangreicher Anpassungs- und
Veränderungsprozesse, die von verschiedenen Akteur_innen gestaltet und
geprägt werden.

Regionales Identitätsmarketing hat seither Hochkonjunktur, was sich
in zahlreichen Förderprogrammen und politischen Maßnahmen zu regionalem
Branding bemerkbar macht. Kürzlich war der Versuch einer umweltbetonten
Inszenierung des Ruhrgebiets zu beobachten, der die Region nun sogar
zum zweiten Mal in Folge (nach Essens Titel als europäische
Kulturhauptstadt 2010 stellvertretend für die 53 Städte des
Regionalverbandes Ruhr) auf die internationale Bühne brachte: Essens
Titel der grünen Hauptstadt Europas 2017, verstanden als Auftakt
weiterer „grün” geprägter Außendarstellungen der Region. 2018 steht das
Ruhrgebiet nun unter dem Motto „Glückauf Zukunft”, das vielerlei
Veranstaltungen rund um das Ende des Steinkohlebergbaus in der Region
zusammenfasst.
Die Region und ihre Repräsentation wird jedoch jenseits ihrer
politischer Adressierung auch zum Thema alltagskultureller und medialer
Aushandlungen. Auf der Plattform Instagram etwa finden sich zahlreiche
Posts mit regional konnotierten Hashtags: #ruhrgebiet” (mit 338.078,
aufgerufen am 11.12.17), #ruh

rpott (398.652), #ruhryork (40.186), #ruhrpottliebe (39.180),
#industriekultur (31.806), #ruhrpottromantik (29.290), #heimatpottential
(13.469), #ruhrgebietsliebe (10.894). Diese im Alltag verankerten
Medienpraktiken stellen den Ausgangspunkt für das Lehrforschungsprojekt
dar, das insbesondere Masterstudierende der Kulturanthropologie in den
ersten beiden Semestern ansprechen soll. Aus einer
sozialkonstruktivistischen Herangehensweise heraus sollen eigene
ethnographische Feldforschungen konzipiert und durchgeführt sowie Fragen
zur Entstehung eines regionalen „Imaginariums” beantwortet werden: Wie
wird die Region von wem inszeniert? Welche Akteur_innen mit welchem
kulturellen Kapital sind hieran beteiligt? Welche regionalen Narrative
werden hierbei in Bilder übersetzt? Welche Zeitlichkeit wird
repräsentiert? Wie werden die Bilder von den Instagrammer_innen
gestaltet, wie gedeutet? Wie zu anderen in Beziehung gesetzt?
In dem zweisemestrigen Lehrforschungsprojekt werden die
Teilnehmer_innen über gemeinsame (verpflichtende) Exkursionen,
vertiefende Lektüre und eigenständige Forschungstätigkeiten insbesondere
an die Themen raumbezogene Inszenierungen sowie visuelle und
performative Praktiken in lokativen Medien herangeführt. Aus
kulturanthropologischer Perspektive soll über diese Auseinandersetzungen
ein Beitrag geleistet werden, Aushandlungsprozesse einer Region zu
verstehen und insbesondere lokative Medien und hieran geknüpfte
Praktiken als diskursive Beteiligungsmöglichkeiten kritisch zu
hinterfragen.